Konzept


ROBOTS Niels Bovri 2009

Vorgeschichte – „Das Fahrrad“ in Pas de Calais (Fr)


„Das Fahrrad“ ist ein Theaterstück entwickelt durch Christophe Hocké und Niels Bovri im Januar 2008. Es würde in Februar von dem gleichen Jahr präsentiert auf dem 100 Grad Festival in Berlin wo es auch den Jurypreis bekommen hat. Anschliessend wurde es als theaterpädagogisches Projekt für und mit Jugendlichen weiterentwickelt. Koproduzent war hierbei das in Nordfrankreich ansässige „Théâtre de Chambre“,das von Christophe Piret geleitet wird. Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln des Kultur Ministerien DRAC Nord-Pas-de-Calais (A.R.T.S.) in Frankreich.

Bei diesem Theaterstück wird die gesamte Elektrizität, die für Technik, Ton und Licht benötigt wird, durch einen art Fahrraddynamo erzeugt; dadurch wird dieses Stück auch oftmals mit einer Installation verglichen. Die Dramaturgie des Stückes nährt sich aus dieser fragilen Autonomie des Augenblicks.
Der Strom ist die Hauptfigur. Er generiert die Geschichten, die sich auf der Bühne abspielen. Es gibt auch einen Mann, vielleicht einen Überlebenden, dessen Herkunft nicht näher erläutert wird und der zwischen Pappkartons, alten Kisten, ausrangierten Musikinstrumenten und flackernden Fahrradlämpchen lebt.
In diesem absurden Ambiente werkeln Mann und Stromerzeuger/Fahrradfahrer stumm vor sich hin, ohne sich je zu begegnen. Sie leben an zwei voneinander getrennten Orten, in verschiedenen Welten, versuchen aber immer wieder über Ton, Musik, Schatten und Licht miteinander Kontakt aufzunehmen.

Dieses Prinzip, die Vorstellung nicht auf konventionelle Weise mit Strom zu versorgen, sondern die Notwendigkeit zu haben den benötigten Strom jedes Mal erst generieren zu müssen, war für Bovri und Hocké während des Kreationsprozesses von „Das Fahrrad“ Leitmotiv und Motor zugleich. Dieses Spiel mit der archaischen Vergänglichkeit und dem Erfinden individueller Lösungsansätze haben sie mit den Schülern weitergetrieben und waren dabei offen und dankbar für ihre Inspiration.

 

„Robots“ in Berlin (Eintrag Projekt kulturelle Bildung 2009)


In Berlin möchten Christophe Hocké und Niels Bovri, Musiker und Schauspieler eine Residenz an zwei Schulen machen um mit Jugendlichen an einer Theatervorstellung zu arbeiten. Zwei Schulen, weil das Arbeitsmodell von Niels und Christophe sich zum Teil an Schulen mit einem handwerklichen Schwerpunkt (Dachdecker, Tischler, Metallarbeiter) und zum Teil an Schulen mit sprachlichem oder musischem Schwerpunkt richtet. Ihre eigene künstlerische Ausdrucksform ist geprägt durch die Ästhetisierung von Mechanik, die Verwendung archaischer Elektronik und den Einsatz von live erzeugter Musik. Bei dem neuen Projekt wollen sie sich speziell mit der visuellen Ästhetik von Robotern und mechanischen Bewegungstechniken im Allgemeinen beschäftigen. Ziel des neuen Projektes ist die eigene künstlerische Sprache weiter zu entwickeln mitten in einer realen Schulumgebung und gleichzeitig an Jugendlichen einen Zugang zur Kunstform Theater an zu bieten.

Der Modelcharakter besteht darin, dass Bovri und Hocké unangekündigt mit ihrem Werkzeug und Bühnenbild Material in der Schule erscheinen. Nur bestimmte Lehrer und die Schulleitung wissen Bescheid. Bovri und Hocké fangen an zu arbeiten (zu basteln, Szenen zu proben). Die Anregungen der Schüler werden aufgenommen und die Schüler werden im Arbeitsprozeß einbezogen, wobei versucht wird soviel wie möglich das fachliche Wissen, das in der Schule anwesend ist zu nützen. Idealerweise binden die Schüler ihre Lehrer ein um bestimmte Probleme zu lösen (wie zum Beispiel der Physiklehrer mit einer Frage über  die Wirkung von Kräften). In Gespräche mit den teilhabenden Lehrern werden im Vorfeld des Projektes Themen gesucht woran die Lehrer mit ihrem Lehrplan anknüpfen können. Jeden Tag gibt es kleine Präsentationen von den Ergebnissen des Tages. Am Ende der Woche gibt es eine Aufführung, indessen alle von den Schülern eingebrachten Elemente eingearbeitet sind. Durch diese Integration in den Schulalltag wird eine Gleichstellung mit den Schülern angestrebt, die die üblichen hierarchischen Strukturen aufbrechen soll und somit einen Austausch auf Augenhöhe ermöglicht und neue Sichtweisen eröffnen soll. Der Unterschied mit üblichen Theaterprojekten ist das Bovri und Hocké keinen Workshops anbieten und kein fachliches Wissen, daß sie den Schülern beibringen werden, voraussetzen, sondern auf die Neugier von Schülern für das Unbekannte und Komische reagieren. Wissenschaft soll abstrahiert werden und in einem theatralen Prozeß aufgearbeitet werden, der aus den Beobachtungen und Bedürfnissen der Schüler ein unmittelbar erfahrbares Erlebnis macht.
Bovri und Hocké holen den persönlichen Vorteil aus dem Projekt, daß sie effektiv ihre eigene künstlerische Sprache weiterentwickeln, ausprobieren, prüfen und korrigieren können. Das Modell basiert also auf eine gegenseitige Neugier und Interesse zwischen Künstler und Schüler.